In dubio Prosecco

Auch wenn dieser Ausspruch nicht dazu genutzt werden sollte, ständig die Feier über die Tugend der Arbeit zu erheben, so ist er doch im Falle einer Feier für die Auswahl des begleitenden alkoholischen Getränkes umso richtiger: Im Zweifel Prosecco. Und damit Sie “Ihren” Prosecco finden können, haben wir in unserer umfangreichen FAQ-Liste hilfreiche Detailinformationen zu Prosecco für Sie gesammelt.

FAQs zu Prosecco

  1. Wie definiert sich Prosecco?
  2. Der DOCG Prosecco Superiore
  3. Der DOCG Rive
  4. Der DOCG Cartizze
  5. Der DOCG Sui Lieviti
  6. Der DOC Prosecco
  7. Die Ausbauarten des Prosecco
  8. Die Kontrollen des Prosecco
  9. Was ist eigentlich Spumante und Frizzante?

Wie definiert sich Prosecco?

Nachdem vor 2010 die Qualität des Prosecco wegen der hohen Nachfrage und der fast grenzenlosen Produktion zu verkommen drohte, zog man in Rom die Notbremse und reglementierte die Produktion dieses Weines neu. Während bis dahin der Name Prosecco für einen Schaumwein stand, der aus einer Traube mit gleichem Namen erzeugt wurde, der sich aber wegen reicher Ernten und der Beliebtheit in ganz Venetien und weit darüber hinaus undifferenziert als IGT Wein (sogenannter „Landwein“) ausbreitete, bezeichnet der Name Prosecco ab Ende 2009 ein Weinbaugebiet, das autorisiert ist, aus der Rebsorte Glera den Schaumwein „Prosecco“ zu vinifizieren. Damit der Verbraucher das Angebot richtig verstehen, aber gleichwohl differenziert beurteilen kann, wird innerhalb dieses Weinbaugebietes neben der Namensgebung des Prosecco nur nach den Klassifizierungen DOCG und DOC unterschieden. Es gibt also einen Prosecco, der in den unterschiedlichen Regionen des Gebietes unterschiedlich klassifiziert wird. Somit ist es eine Familie mit unterschiedlichen Provenienzen.


Der DOCG Prosecco Superiore

Das Anbaugebiet des Prosecco Superiore wurde am 1. August 2009 gesetzlich zum 44. DOCG Wein Italiens. DOCG steht für die Abkürzung von Denominazione di Origine Controllata e Garantita, (zu deutsch: kontrollierte und garantierte Herkunftsbezeichnung) und ist eine italienische, staatlich kontrollierte Herkunftsbezeichnung für Weine. Hierbei handelt es sich um das DOCG Gebiet in der Hügellandschaft von 14 Gemeinden zwischen den Orten Conegliano im Osten und Valdobbiadene weiter im Westen – Conegliano Valdobbiadene Prosecco Superiore DOCG – sowie um die 13 Gemeinden im kleinen DOCG Hügelgebiet von Colli Asolani – Asolo Prosecco Superiore DOCG – südwestlich von dem Ort Valdobbiadene gelegen. Beide DOCG Regionen gehören zur venezianischen Provinz Treviso. Beim DOCG Prosecco ist auf die staatliche Banderole am Flaschenhals zu achten: Dem für DOCG Weine typischen Goldrand der Banderole, dem Logo des Konsortiums, die für jede Flasche einzigartige Verfolgungsnummer sowie der Ursprungsbezeichnung mit dem Zusatz Superiore nach dem Namen Prosecco. Pro Hektar ist ein Ertrag von 13,5 t zugelassen und jede Kellerei kreiert durch das meisterhafte Mischen der aus den verschiedenen Mikrozonen des Gebiets stammenden Trauben ihre eigene, der jeweiligen Produktionsphilosophie entsprechende Cuvée. Im Juli 2019 wurde die Region des Prosecco Herkunftsgebietes Conegliano Valdobbiadene mit der Bezeichnung Le Colline del Prosecco di Conegliano e Valdobbiadene in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen.


Der DOCG Rive

Neben der Klassifizierung Conegliano Valdobbiadene Prosecco Superiore DOCG gibt es Unterzonen, das sogenannte „Rive“. Der Begriff “Rive” steht im lokalen Dialekt für „Weinberg in steiler Lage“, was dieses Gebiet auszeichnen. Rive entstehen somit aus in den steilsten Weinbergen gewachsenen Trauben, die zudem aus nur einer einzigen Gemeinde oder einem Teil davon stammen, und damit die besonderen Eigenschaften hervorheben, die eben dieses Gebiet dem Wein verleihen. Die Lagebezeichnungen entsprechen nicht einer Klassifizierung, sie strukturieren vielmehr das Anbaugebiet. Im Prosecco Herkunftsgebiet Conegliano Valdobbiadene gibt es 43 Rive und jede davon drückt unterschiedliche Besonderheiten bei Boden, Ausrichtung und Mikroklima aus. Bei den Rive ist der Rebertrag auf 13 t pro Hektar begrenzt, die Trauben werden ausschließlich per Hand geerntet und auf dem Etikett wird der „millesimo“, also der Erntejahrgang, vergleichbar einem Jahrgangssekt, angegeben. Prosecco mit Rive-Bezeichnung gibt es ausschließlich als Spumante (vgl. unten Ausbauarten des Prosecco). Mit den zusätzlichen Anforderungen an einen Rive Prosecco wird allerdings der Markenname zu einem Problem. Eine Bezeichnung „Conegliano Vaoldobbiadene Prosecco Superiore DOCG, Dry, Rive di Refrontolo semplicemente Vincenzo Millesiamato“ ist eher ein Zungenbrecher, denn ein geeigneter Markenname, der sich leicht merken ließe. Hier besteht also noch Verbesserungspotential.


Der DOCG Cartizze

In der offiziellen Qualitätspyramide des Prosecco wird die Spitze heute vom Cartizze gebildet. Der Cartizze ist qualitätsmäßig die absolute Spitze der Ursprungsbezeichnung und stammt aus einer nur 107 Hektar großen, bereits 1969 in den Verordnungen festgehaltenen Unterzone. Dieses fünfeckige Gebiet breitet sich über die steilsten Hügel von San Pietro di Barbozza, Santo Stefano und Saccol im Gemeindegebiet Valdobbiadene aus. Eine perfekte Verbindung von mildem Mikroklima und uralten Böden – bestehend aus Moräne, Sandstein und Ton -, verleiht diesem Wein einzigartige Eigenschaften. Der Traubenertrag beträgt 12 t pro Hektar. In der Nase zeichnet sich dieser Wein durch komplexe Aromen aus, die an hellfleischiges Obst erinnern, wie Apfel und Birne, an Zitrusfrüchte, die Intensität von Pfirsich und Aprikose oder leichte Anklänge an Rose, mit einem Nachhall von Mandel. Im Geschmack ist er harmonisch und elegant, sehr weich und frisch, alles getragen von einer leichten und feinen Perlage. Dieser DOCG Schaumwein ist der teuerste Prosecco und sein Image in Italien exzellent. Der Cartizze ist in der Regel ein Süßwein und wird fast ausschließlich Italien verkauft.


Der DOCG Sui Lieviti

Dies ist der Name des traditionellen Prosecco mit einem Hefe Bodensatz in der Flasche, auch “sur lie” oder “col feto” genannt, nach der ersten Gärung mit leichten Blasen. Die Hefe (“lieviti”), die dieser Art von Wein den Namen gibt, fällt auf den Boden der Flasche, wodurch die zweite Gärung angestoßen wird. Diese Art der Flaschengärung entspricht einer alten Methode zur Herstellung von Schaumweinen, die an Beliebtheit wieder zunimmt. Der Brut Natur-Stil Prosecco ist ein lebhafter, leicht trüber Sekt mit sehr feinen Blasen. Im Vergleich zu einem klassischen Prosecco Superiore sind die apfelartigen Noten weniger ausgeprägt, während in der Nase breitere, komplexere Aromen spürbar werden, die durch den klassischen Hauch von knusprigem Brot aus der Hefe untermauert werden. Dieser Prosecco wird fast ausschließlich vor Ort konsumiert.


Der DOC Prosecco

Das Flachland rund um die DOCG Hügellandschaften in der Provinz Treviso ist autorisiert einen DOC Prosecco zu vinifizieren. Das Kürzel DOC steht für „Denominazione di origine controllata“. Die Bezeichnung „kontrollierte Ursprungsbezeichnung“ ist die zweithöchste Klassifizierung für italienische Weine. Außerdem befinden sich im Nordosten Italiens neben der Provinz Treviso Anbaugebiete in den fünf Provinzen Veneto, Venezia, Vicenza, Padova und Belluno. Auch vier Provinzen in Friuli Venezia Giulia gehören zur Prosecco DOC: Gorizia, Pordenone, Trieste und Udine, die zu den schönsten Gebieten auf der italienischen Halbinsel zählen, dürfen aus der Lese der Glera Traube DOC Prosecco abfüllen. Prosecco DOC ist die Hauptbezeichnung der Weine, aber es gibt auch zwei Zusatzbezeichnungen – Treviso und Trieste. Diese sind nur auf dem Etikett vorhanden, wenn der gesamte Produktionsprozess, von der Traubenernte bis zur Abfüllung, ausschließlich in der in der jeweiligen Provinz stattfindet. Ein Rosé Prosecco ist übrigens nicht erlaubt, doch werden aus der Glera Traube unter dem Namen „Rosé Spumante“ Schaumweine angeboten, die mit einen Alkoholgehalt von nur 11,5% ein wahrer Sommertraum sind (Link Santa Margherita Rosé Brut Spumante)


Die Ausbauarten des Prosecco

Erzeugt werden DOCG und DOC Prosecco sowohl als Schaumweine („Spumante“) als auch Perlweine („Frizzante“) und Weissweine („Stillweine“). Schmecken lassen kann man sich den Prosecco Superiore als Spumante in den Geschmacksrichtungen Extra Brut, Brut, Extra Dry und Dry, die sich durch den jeweiligen Restzuckergehalt unterscheiden (vgl. www.prosecco.it). Die DOCG Prosecco Rive und Cartizze werden ausschließlich als Spumante ausgebaut.


Die Kontrollen des Prosecco

Nicht nur jeder DOCG sondern auch jede DOC Flasche trägt ein obligatorisches Kontrollsiegel um den Hals. Das ist keine Dekoration sondern stellt die rechtliche Qualifizierung einer jeden Flasche dar. Sämtliche abgefüllten DOC Prosecco – auch die ausserhalb von Treviso abgefüllten – werden vom Konsortium in Treviso kontrolliert. Die Kontrollen umfassen die Einhaltung der Vinifizierungsregeln, Qualität und Mengen der Trauben während der Lese, die Kellereiarbeiten während der Vinifikation, die chemische Verkostungsanalyse des Endproduktes sowie die durch die Banderole gekennzeichnete Handelszulassung. Nur durch diese Kontrollen hat der Prosecco seine Glaubwürdigkeit erhalten.


Was ist eigentlich Spumante und Frizzante?

Der Begriff „Spumante“ bedeutet nach deutscher Lesart, dass es sich um einen Schaumwein handelt und insoweit im deutschen Sprachgebrauch auch als „Sekt“ bezeichnet werden darf. Er unterliegt der Schaumweinsteuer, da er einen Kohlensäuredruck von 3 Bar oder mehr aufweist. Erzeugt wird der Spumante entweder durch eine Tankgärung im Charmat Verfahren oder durch die klassische Flaschengärung. Das Verfahren der Tankgärung wurde durch den Italiener Federico Martinotti, Direktor des l’Istituto Sperimentale per l’Enologia di Asti, erfunden. Durch den französischen Önologe Eugène Charmat wurde das Verfahren vereinfacht. Richtigerweise nennen daher die Italiener dieses Verfahren Metodo Martinotti, während die Franzosen und häufig auch die Deutschen es Méthode Charmat nennen.

Bei der klassischen Flaschengärung, beim Champagner „Methode Champenoise“ genannt, entsteht der Schaumwein nach der ersten Gärung des Grundweines unter Zugabe von Hefe und Zucker in der Flasche. Dieser Prozess dauert 6 bis 30 Monate oder länger. Während dieser Zeit müssen die Flachen waagerecht gelagert werden, damit die Hefe ihre Wirkung entfalten kann. Nach dieser Zeit müssen die Flaschen in die horizontale Lage gebracht werden und täglich je nach Kellerei um ein Achtel, Sechstel oder Viertel gedreht und gleichzeitig mit dem Flaschenhals nach unten gekippt werden. Diesen Schritt nennt man Remuage, das sogenannte Rütteln. Durch den nach unten gerichteten Flaschenhals wird das Absetzen der abgestorbenen Hefereste im Flaschenhals erreicht. Steht die Flasche schließlich fast vertikal wird durch ein spezielles Verfahren der Flaschenhals „eingefroren“. Dadurch kann beim Öffnen der Flasche der Hefekorken durch den Kohlensäuredruck herausgestoßen werden (Degorgement). Die hierdurch verlorene Flüssigkeit wird anschließend durch eine süsse Lösung, die aus Zucker, Süsswein oder Süssreserven des jeweiligen Grundweines wieder aufgefüllt (Dosage). Die Dosage verleiht dem Schaumwein den eigenen Charakter und wird als Geheimnis gehütet. Anschließend wird die Flasche endgültig verkorkt.

Bei einem Prosecco frizzante wird dem Grundwein entweder Kohlensäure durch Druck und Kühlung hinzugesetzt (Imprägnierverfahren) oder es kommt auch hier die Tankgärung zum Einsatz. Da der Prosecco frizzante einen Kohlensäuredruck meist deutlich unter 3 Bar aufweist, entfällt auf ihn auch keine Sektsteuer. Ausserdem wird er in aller Regel bei dem geringeren Druck auch nicht mit dem typischen Sektverschluss, Korken mit Drahtverschluss, angeboten. Denn schon allein dieser Verschluss würde trotz eines Druckes unter 3 Bar zur Berechnung der Sektsteuer führen. Hierunter leidet insbesondere der Lambrusco. (Link zu Lambrusco)

Nach so viel Wissenswertes, haben Sie vielleicht Geschmack gefunden und wollen nun auch einmal probieren. Andreas Merz hat im Magazin Merum einmal geschrieben „Prosecco trinkt man , solange er schäumt, solange er kühl und frisch ist, solange er Spaß macht. Mit anderen Worten: Sobald er eingeschenkt ist.“ Man kann es auch kürzer mit den Worten von Johann Wolfgang Goethe beschreiben, mit denen er ein Gedicht betitelt hat: „Ergo bibamus“ – „Also lasst uns trinken!“ (Link zu Prosecco)